Ist das wirklich die Wahrheit?
Die tollsten Geschichten erzählen wir uns selbst. Das ist im Prinzip auch ganz schön. Problematisch wird es aber, wenn wir auf Gehörtes oder Gesehenes nicht eingehen, sondern die Geschichte in unserem Kopf dazu die Tatsachen überlagert. Der Konflikt mit dem anderen ist dann vorprogrammiert.
Immer wieder treffen wir auf Menschen, die sofort eine Reaktion in uns auslösen - positiv oder negativ. Meistens erinnern wir uns dann unbewusst an Menschen aus unserer Vergangenheit. Manchmal sind es Äußerlichkeiten, manches Mal aber auch Worte, Stimmfarbe usw. Im Prinzip alles kein Problem. Schwierig wird es aber dann, wenn unsere interne Geschichte die Informationen überlagert, die uns unser Gegenüber mitteilen möchte.
Es gibt da den schönen Buchtitel: "Ich höre was, das Du nicht sagst". Und dieser Satz trifft es auf den Punkt. Statt der Sachinformation unseres Gegenübers erfolgt in Körper und Geist eine Reaktion auf eine ganz andere Geschichte. Da hat unser Gegenüber dann tatsächlich keine Chance, mit seiner Information zu uns durchzudringen. Statt auf der Sachebene, reagieren wir dann auf der Gefühlsebene. Da negative Gefühle ja nach dem Konzept der Gewaltfreien Kommunikation immer Anzeiger für nicht erfüllte Bedürfnisse sind, zeigt sich hier der Ausweg aus dem Dilemma.
Wenn ich also von einem anderen Menschen eine Information erhalte, ist es hilfreich, meine eigene Reaktion darauf zu beobachten. Reagiere ich spontan ablehnend, stellt sich die Frage, warum das so ist. Mit ein bisschen Übung bemerkt man schnell, dass man sich selbst eine Geschichte erzählt, die mit dem aktuellen Gegenüber überhaupt nichts zu tun hat. Das ist der erste Schritt, miteinander wertschätzend zu kommunizieren.
Ganz hilfreich ist auch die einfache Frage, die Byron Katie propagiert: Ist das wahr, was ich da höre? Kann ich ganz sicher sein, dass das die Wahrheit ist? In der Regel helfen diese beiden Fragen schon dabei, sich selbst und seine eigene Geschichte zu identifizieren und unserem aktuellen Gegenüber eine faire Chance zur Kommunikation zu geben.